Markus Mauthe

Interview

Markus Mauthe: ein Leben jenseits der Komfortzone

Markus Mauthe gilt als ein Profi unter den Naturfotografen. Einer der mit Herzblut bei der Sache ist. Sein Job ist „mehr eine Berufung als ein Beruf“, so sagt er es selbst. Für das perfekte Foto ist ihm kein Berg zu hoch, kein Wasser zu tief, kein Dschungel zu dicht. Er ist derjenige, der bleibt, wenn andere gehen. Einer der seine Bedürfnisse zurücksteckt, wenn es um das perfekte Foto geht. Heraus kommen atemberaubende Bilder von Orten, an denen teilweise noch kein Fotograf gewesen ist.

Herr Mauthe, Sie sind Naturfotograf. Wie kamen sie zu diesem Job?

Ich liebe die Fotografie, die Natur und das Reisen. In meinem Beruf kann ich das Eine mit dem Anderen verbinden. Das empfinde ich als großes Glück. Ich erfülle mir damit meine eigenen Sehnsüchte und Träume und bin jeden Tag dankbar dafür. Es ist meine Leidenschaft, von der ich auch noch leben kann. Deswegen würde ich auch eher sagen, es ist mehr eine Berufung als ein Beruf.

Was sind die Vor- und Nachteile dieser Tätigkeit?

Der Vorteil ist, dass ich die Welt sehe und viel unterwegs bin – das ist gleichzeitig aber auch der Nachteil. Man kommt kaum zur Ruhe und muss auch auf so manches Verzichten was für Andere selbstverständlich ist. Aber wenn man wie ich 100 Prozent Herzblut in seinen Beruf steckt, macht man gerne Kompromisse. Ich habe mich eben für einen unkonventionellen Alltag entschieden und das ist auch gut so. Ich führe ein selbstbestimmtes Leben. Darauf bin ich auch ein wenig stolz.

Sie sind wie ein moderner Nomade - immer an einem anderen Ort. Inwiefern ist das eine Form von Verzicht für Sie?

Für mich ist es überhaupt kein Verzicht. Ich tue das, was ich liebe. Ich darf weiter neugierig sein, neue Orte entdecken. Für mich ist jede Erfahrung eine Bereicherung, eine wirkliche Form von Weiterentwicklung.

Sie gelten als jemand, der versucht immer einen Schritt weiter zu gehen und seine Ängste für das perfekte Motiv sogar überwindet. Können Sie ein Beispiel nennen?

Als ich über das Konzept zu „Naturwunder Erde“ nachgedacht habe, war mir von Anfang an klar, dass ich keine fotografische Hommage über unseren Planeten umsetzen kann, wenn ich das Element Wasser ausspare. Immerhin sind 70 Prozent unserer Welt mit Ozeanen überzogen, und diese sind die artenreichsten Ökosysteme überhaupt. Wasser war nie mein Element und als Kind war ich sehr lange Wasserscheu. Um mich deshalb ein wenig unter Druck zu setzen habe ich dann zuerst die Kameraausrüstung gekauft und danach den Tauchkurs gemacht. Das hört sich für manche bestimmt nicht sehr mutig an. Doch jeder Mensch hat eben unterschiedliche Hürden.

Warum und wie machen Sie das?

Ich glaube, dass das Glück jenseits der eigenen Komfortzone liegt. Für mich heißt das für mein Leben, immer wieder Grenzen auszutesten. Das bedeutet auch diese zu überschreiten, was mit hohem Einsatz – mental wie auch körperlich – verbunden ist. Wir sind oft zu viel mehr fähig als wir denken. Es ist aber immer wieder ein Austarieren, wie weit ich gehen kann. Dabei ist es auch wichtig Limits zu respektieren. Ich habe im Lauf der Jahre gelernt meinem Bauchgefühl zu vertrauen. Denn letztlich geht es auch darum wieder gesund von einer Reise zurückzukehren.

Wie glücklich sind Sie?

Momentan bin ich sehr glücklich, weil ich genau so lebe wie ich es mir als Jugendlicher immer gewünscht habe. Ein großer Teil meines Glücks definiert sich über das, was ich während des Fotografierens erleben darf. So wie sich andere über ihren Urlaub freuen, freue ich mich auf die Fotoproduktionen: Körperliche Tätigkeit, frische Luft, Natur. Wenn ich auf unberührte Wildnis blicke, dann fühle ich, dass ich angekommen bin.

Inwiefern ist Geld für Sie wichtig?

Am Ende meines Lebens will ich nicht als reicher Mann sterben ich möchte reich gelebt haben. Ich glaube, ein Fehler vieler Menschen ist es, dass sie ständig schuften und Geld sparen, ihre Träume auf später verschieben und dabei vergessen wirklich zu leben solange sie fit sind. Viele haben im Alter dann kaum noch die Kraft Dinge umzusetzen.

Was ist Ihnen das Wichtigste im Leben?

Das Wichtigste ist dass es den Menschen gut geht, die ich liebe. Gesundheit steht über Allem. Meine ganze Tätigkeit beruht auf einem gesunden Körper. Nur wenn ich fit bin kann ich den Rucksack auf den Rücken schnallen und losziehen. Je älter ich werde, und desto mehr sich die ersten Zipperlein einschleichen desto bewusster wird mir das.

Was ist Ihr Lebensmotto?

Glaube an Dich selbst. Verfolge Deinen Traum und mach weiter, wenn es mal anstrengend wird. Steh wieder auf, wenn Du hinfällst. Das Glück liegt jenseits der Komfortzone.

Was würden Sie anderen Menschen raten?

Getreu meinem Motto: Träumt eure Träume nicht nur, versucht sie umzusetzen. Glaubt an Euch und eure Ideen. Wichtig ist es, nicht zu schnell die Hoffnung zu verlieren. Jeder landet mal auf der Nase. Egal was man tut, um zu den Besten zu gehören muss man hart dafür arbeiten. Ich glaube, dass viele Menschen aus einem tief in der Gesellschaft verankerten Sicherheitsdenken heraus, zu schnell aufgeben und kaum bereit sind Risiken einzugehen. Wenn man was werden will, dann muss man da mit Leidenschaft rangehen. Man muss sich immer wieder sagen: ich kann das, ich will das, ich mach das – Mangelndes Selbstvertrauen schadet da in jeglicher Weise.

Es gibt aber auch Menschen, die nicht unbedingt den großen Traum haben. Was können Sie diesen Menschen raten?

Es kann äußerst bereichernd sein, sich mit dem Wagnis des Überschreitens der eigenen Komfortgrenze auseinanderzusetzen. Ich möchte hier betonen, dass jeder Mensch seine eigenen Grenzen hat. Man muss nicht aus einem Flugzeug springen um mutig zu sein. Es geht darum, seine Bequemlichkeit abzulegen, Kraft zu haben etwas anders zu machen oder auch, sich seinen Ängsten zu stellen. Vielleicht klappt es dann auch mit dem Träumen.

Was treibt Sie an?

Bei mir ist es meine Neugier. Neues zu entdecken und an Begegnungen und Erlebnissen zu wachsen. Ich möchte viel Fotografieren und meine Bildsprache ständig weiterentwickeln. Unsere Erde ist so unglaublich vielfältig - ein endloser Fundus an wunderbaren Motiven. Ich möchte solange es meine Gesundheit mir gestattet, möglichst viele davon finden und auf meinem Kamerachip festhalten. Vieles was wir heute noch sehen können wird es in wenigen Generationen nicht mehr geben. Naturfotografen sind heute leider auch Chronisten einer sich verändernden Welt, was oftmals sehr traurig ist.

Was möchten Sie mit ihrer Arbeit erreichen?

Meine Vorträge oder Bücher sollen möglichst viele Menschen daran erinnern wie atemberaubend Schön und Vielseitig das Leben auf unserer Erde ist. Ich mache dabei keinen Hehl daraus, dass ich auch sehr direkt ausspreche, dass wir endlich den Hintern hoch kriegen müssen um diese Vielfalt zu erhalten. Wir Menschen sind durch unsere Wegwerfgesellschaft gerade dabei unsere Lebensgrundlage zu zerstören und ich möchte das möglichst vielen Leuten bewusst machen.

Wie unterscheiden sich Ihre Konzepte von anderen auf dem Markt befindenden Vorträgen und Reportagen?

Meine berufliche Grundlage ist die Fotografie. Seit über fünfundzwanzig Jahren arbeite ich daran, meine eigene Bildsprache zu verfeinern. Ich möchte in meiner Kunst nicht beliebig austauschbar sein und das ist mir mit meinem Stil bisher gut gelungen. Neben meinem Anspruch fotografisch nur auf allerhöchstem Niveau zu arbeiten, möchte ich mit meinen Bildern und Geschichten emotional berühren. Die Kraft guter Fotografie und packend erzählter Geschichten ist immens. Wir leben in einer Zeit in der sich unsere Gesellschaft immer weiter von unserem natürlichen Ursprung als Teil der Natur entfernt. Ich möchte versuchen, bei so vielen Menschen wie möglich die Begeisterung für die Natur zu wecken oder auch wach zu halten.

Sehr geehrter Herr Mauthe: Ich danke Ihnen für das Gespräch!

 

Interview durchgeführt von Karoline Krenzien/Greenpeace